Interview mit Ass.Coach Stephan Frost
Die Raiffeisen FLYERS Wels haben ihren Assistant Coach Stephan Frost zum Interview gebeten – der Deutsche erzählt von seinen ersten Eindrücken und seiner Arbeit in Wels.
Seit Sommer bist du bei den Raiffeisen FLYERS Wels, der Grunddurchgang geht in das letzte Drittel. Du hast lange in Deutschland gearbeitet – wie sind deine Eindrücke von der Basketball Superliga in Österreich?
Man versucht sehr die BBL zu kopieren, aber mit den vorhandenen finanziellen Mitteln ist das faktisch unmöglich, auch wenn es natürlich Nischen höchster Qualität gibt. Ich hoffe deshalb, dass man seitens der Liga und des Verbandes schnell einen sinnvollen und gangbaren eigenen Weg findet, der den österreichischen Basketball aus den Tiefen der europäischen Rankings holt. Der Ansatz im 3×3 kann da sicherlich helfen. Ebenso besteht berechtigte Hoffnung, dass Raoul Korner nicht nur im Herren-, sondern auch im Jugendbereich notwendige konzeptionelle Änderungen voranbringen kann.
Vom Morgen bis zum frühen Nachmittag analysiere ich unsere Trainings und Spiele, ebenso die kommenden Gegner und bereite die Information für unser Team auf. Gemeinsam mit Headcoach Sebastian Waser plane ich die Trainings und notwendige Entwicklungsschritte für das Gesamtprogramm. Danach folgen Jugendtrainings und abends dann das Training der Bundesliga-Mannschaft.
Wie ist die Zusammenarbeit zwischen dir und dem Headcoach aufgeteilt? Wie läuft beispielsweise die Kommunikation bei Spielen ab?
Wir arbeiten in faktisch allen Bereichen auf Augenhöhe zusammen, aber natürlich trifft Sebastian stets die finale Entscheidung. Während der Spiele gibt es meist wenig zu besprechen, weil wir uns gemeinsam sehr genau darauf vorbereitet haben. Da ist es für mich das Wichtigste, absolute Ruhe und Kontrolle zu behalten. Tritt etwas Ungewöhnliches ein, werde ich natürlich aktiv.
Wann endet dein Arbeitstag nach einem Spiel, zum Beispiel nach der Heimniederlage gegen den BC Vienna?
Wie überall ist auch in der ABSL nach dem Spiel vor dem Spiel und so habe ich mich nach der Vienna-Partie gleich an die Aufarbeitung des Spiels gemacht. Die Niederlage war nach der Aufregung durch die Gmunden-Spiele zwar durchaus vorhersehbar, aber die Anzahl der gemachten Fehler war dennoch viel zu hoch. Das wussten natürlich auch unsere Spieler. In so einer Situation ist die Lernbereitschaft dann besonders hoch, das mussten wir nutzen, daher die Nachtschicht. Leider muss man – wie bereits erwähnt – im Moment auch sehr viele Aspekte außerhalb der eigentlichen Arbeit mit dem Team berücksichtigen, da ist dann kein zusätzlich freier Tag möglich.
Unser Bundesliga-Team ist eine Mischung aus geballter Routine und jugendlicher Frische. Wie kann man diesen Mix erfolgreich auf´s Parkett bringen?
Indem man den Spielern ihre Stärken und Schwächen transparent macht und für ein gemeinsames Ziel aufeinander abstimmt. Unser Leitfaden soll ein moderner Basketball sein, der unseren Jugendspielern den Weg in die jeweiligen Nationalmannschaften und zu einer erfolgreichen Europameisterschaft ebnet. Bei unserer Mischung ist es automatisch ein längerer Lernprozess, der auch von den erfahrenen Spielern das Verlassen der Komfortzone verlangt. Glücklicherweise haben wir in diesem Prozess mit Davor einen Kapitän, der weiß, worauf es als Profi ankommt. Ich sehe unser Team momentan auf einem sehr guten Weg, auch wenn der in der ABSL ganz sicher nicht leicht ist, insbesondere für unsere jungen Spieler. Da muss man als Coach sehr viel Geduld aufbringen.
Neben der Bundesliga, betreust du auch die Raiffeisen FLYERS Juniors, wo du im Sommer/Herbst neue Maßstäbe in der Trainingsgestaltung setzt. Kannst du uns hier bitte ein kurzen Einblick verschaffen, wie Dinge in diesem Bereich umgesetzt werden?
Vor allem möchte ich, dass wir den Teamgedanken des Basketballspiels und die Freude an gemeinsamer Anstrengung mit Disziplin paaren. So können wir für jedes unserer Mitglieder ein verantwortungsvoller Partner sein. Zudem ist mir wichtig, dass wir schnell und physisch spielen und auch intensiv verteidigen. Das gibt unseren talentiertesten Jugendspielern eine faire Chance auf den Aufstieg in den Profikader. Deshalb beobachte ich fast alle Jugendtrainings und helfe häufig auch als Trainer aus. Weiterhin bespreche ich die Trainingsinhalte mit unseren Trainern und habe für das Programm einen individuellen Rahmenplan ausgearbeitet. Alle jungen Spitzenspieler des Vereins trainieren mindestens 1x pro Woche zusätzlich individuell mit mir.
Möchtest du zum Abschluss den Fans noch etwas mitteilen?
Ich halte mich für gewöhnlich sehr im Hintergrund und habe daher auch kaum Bezug zu den Fans. Sollte allerdings jemand eine konkrete Mitteilung wünschen oder über Basketball reden wollen, werde ich in unserem Büro in der Dragonerstraße sicher Zeit dafür haben und wie gewohnt offen und ehrlich antworten. Ebenso stehen meine Jugendtrainings allen interessierten Zuschauern jederzeit offen.